1. Kinotag – eine neue Erfahrung

Heute steht der erste Film auf dem Programm:

Pionery-geroi – Pioneer Heroes, russisch mit englischen Untertiteln. 

In kurzen Worten: 3 Frauen in Nowgorod, 1987 und heute, damals waren sie Mitglieder der Pionierorganisation “Wladimir Iljitsch Lenin” und schwelgten in kindlichen Zukunftsfantasien.
Mehr als 25 Jahre später haben sie beruflich in Moskau Fuß gefasst, finden sich jedoch in der Gegenwart nicht zurecht. “Indem sie die beiden Zeitebenen poetisch miteinander verbindet, zeigt Natalia Kudryashova die Kluft zwischen ehemaligen Visionen und heutiger Realität, die die Auflösung der Sowjetunion bei der letzten Pionier-Generation hinterlassen hat.
Klingt interessant.

B. holt mich ab, wir fahren zum Zoo, finden sofort einen Parkplatz, sind sehr früh am Zoo-Palast und staunen, dass die Schlange schon so lang ist. B. geht sich erkundigen, ob das schon unser Film ist und wie ich ohne Gedrängel ins Kino kommen könnte, ich stelle mich derweil am Ende der Schlange an.
B. kommt mit einem netten, jungen Mann in Livrée zurück, der uns den Weg frei macht und uns an der Schlange vorbei ins Kino bringt. Beim Einlass gibt es erst Probleme weil unsere Karten nicht vom Scanner erkannt werden – dann aber doch. Wir warten vorm Fahrstuhl bis Einlass ist und ich kann mal ‘n Foto machen.

Dank Fahrstuhl sind wir schnell im ersten Stock, nehmen begeistert in den bequemen, breiten Sesseln ganz in der Mitte Platz und freuen uns über die schönen Plätze, das Kino füllt sich.

Wieland Speck, der Leiter des Panoramas tritt auf die Bühne, eröffnet das Panorama und begrüßt die Crew des mexikanischen Films.  …? … Mexikanisch? … B. und ich schauen uns an und realisieren: wir sind im falschen Film!

Wir sehen – kurz entschieden bleiben wir sitzen, alles andere hat keinen Sinn – “600 Miles“.
Das wenige, das geredet wird, in amerikanischem Slang oder auf spanisch sind Schimpfworte, der Film kommt mit wenig Text aus, die englischen Untertitel für die spanischen Passagen sind kaum nötig und wiederholen sich (asshole, fucking…)

Ein junger Mexikaner schmuggelt für ein Drogenkartell Waffen von Arizona nach Mexiko. – Ziemlich viel Gewalt, Waffen, eigentlich nur Männer, die entweder in großen Autos unterwegs sind oder sich gegenseitig bedrohen und dann auch umbringen und mittendrin der mexikanische Junge, der wohl auch noch schwul, aber nicht out, dafür sehr einsam ist. “Eine unaufhaltsame Spirale der Gewalt setzt sich in Gang.”
Am Ende kommt die Crew auf die Bühne, der Hauptdarsteller ist überwältig und weint vor Freude. Keine Q&As.

B. und ich tragen es mit Fassung und Humor.

Jetzt wissen wir, wie Waffenläden und Waffenbörsen in Arizona aussehen – ergänzend zu unseren Einblicken in Kiel kurz vor Silvester… – aber das ist eine andere Geschichte.

P.S. Der Zoo-Palast hat ein Kino 2, da lief der Film, für den wir die Karten hatten.