10. Film: Normal

Sektion: Panorama Dokumente
Italien, Schweden 2019
Italienisch
Untertitel: Englisch
70 Minuten
Regie: Adele Tulli
Weltpremiere

https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.html?film_id=201916418

Adele Tulli habe 1500 Stunden Interviews gemacht, bevor sie den Film begann (das las ich irgendwo). In diesem Dokumentarfilm gibt es keine kommentierende Stimme aus dem Off, sondern nur das zu hören, was in den Szenen gesagt wird. 

Der Film beginnt mit Aufnahmen unter Wasser, in einem Schwimmbecken, in dem schwangere Frauen Wassergymnastik machen. In der nächsten Szene sieht man, wie einer kleinen Adele Ohrlöcher gestochen werden und ihr zum Trost gesagt wird, wie schön sie nun aussieht.
Dann wird ein kleiner Junge von seinem Vater für ein Motorradrennen angezogen, bizarr ist  auch das Rennen und wie die kleinen Jungs von ihren Vätern angefeuert werden. 
Eine der für mich schlimmsten Szenen zeigt, wie kleine Mädchen eine nach der anderen in einer unendlichen Reihe (und beliebigkeit) rosa geschminckt werden, ihre Haare rosa oder lila angesprüht werden und sie anschließend in rosa Tüllröckchen in einer Art Arena tanzen, die auf keinen Fall kindgerecht zu nennen ist. – Gruselig!

Es geht um Hetero-Normativität. Ein scheußliches Wort – und beklemmende Zustände, die da in Italien gefilmt wurden, manchmal komisch, meistens irgendwie schrecklich, besonders weil sie so alltäglich sind, eben „normal“.

Das ist eine schreckliche Normalität und ich frage mich, welche Chance haben Menschen, die da nicht reingehören (möchten). Auch diejenigen, die diese Normalität leben, sind nicht zu beneiden.

In der kommentarlosen Aneinanderreihung dieser unzähligen stereotypen Handlungen ist letzten Endes dann doch ein Kommentar enthalten.