3. Film: Born in Evin

Sektion: Perspektive Deutsches Kino
Dutschland / Österreich 2019
Deutsch, Englisch, Französisch, Farsi
Untertitel: Deutsch, Englisch
95 Minuten
Dokumentarische Form
Regie: Maryam Zeree
Weltpremiere


Die 35 jährige Schauspielerin und Regisseurin Maryam Zaree sucht nach den Hintergründen  ihrer Geburt. 

Seit 1985 lebt sie in Frankfurt am Main, wo sie mit ihrer Mutter Nargress Eskandari-Grünberg seit ihrer Flucht aus dem Iran ankam. Ihre Eltern waren beide über mehrere Jahre in iranischen Gefängnissen inhaftiert, ihr Vater kam erst viel später frei (die Eltern sind kein Paar mehr). 

Durch einen Zufall erfährt Maryam, dass sie in Evin, einem berüchtigtem iranischen Gefängnis geboren wurde. Über die Umstände ihrer Geburt und der Inhaftierung ihrer Mutter weiß sie nichts und alle ihre Fragen bleiben unbeantwortet. Ihre Mutter – und fast jede andere auftauchende Protagonistin – ist Psychotherapeutin, Feministin und eine toughe Person, die Mutter außerdem auch Komunalpolitikerin für die Grünen in Frankfurt und mittlerweile mit einem jüdischen Holocaustforscher und Psychoanalytiker verheiratet ist.

Maryam versucht alles Mögliche: fragt Familienangehörige, reist um die halbe Welt, trifft andere Exil-Iraner*innen, will etwas wissen über die damalige Zeit und was Inhaftierung und Folter mit den Menschen und ihren Nachfahren machen. Und eben, was mit ihr war, um Bezüge zu ihrem eigenen Leben herzustellen und die dunkle Leere, die sie spürt, zu füllen.

Auch in diesem Film gibt es historische Filmdokumente aus den 70er/80er Jahren. Sie zeigen die hoffnungsvolle Aufbruchstimmung, die kurze Zeit nach dem Sturz des Schahs im Iran herrschte und besonders für die Frauen ein freieres Leben verhieß – bis zur, von den USA, Frankreich, GB und Deutschland unterstützten, Rückkehr des Ajatollah Chomeini als dem Exil nach Teheran und die Machtübernahme der Islamisten, an die sich die vielen Verhaftungen und Ermordungen der Oppositionellen anschlossen. 

Sie nimmt uns auf diese aufregende Forschungs-Reise mit und hat einen großartigen Film zustande gebracht, der durch ihre lebendige, empathische wie humorvolle Art ganz besonders ist. Es gibt viel zu lachen, einiges zu weinen und Vieles, das mich bewegte. 

Besonders spannend fand ich, dass sie zu der Erkenntnis gelangt, dass es einen Unterschied macht, wenn sie konkrete Fragen formuliert, die auch benennen, was sie bewegt und umtreibt Damit gibt sie einen Rahmen, auf den die Befragten sich beziehen können und der Sicherheit gibt – im Gegensatz zu der offenen Frage, die die damaligen Folteropfer nicht einfach beantworten können „wie war das damals?“. Sie hat viel Mitgefühl, aber sie bleibt bei sich. Das hat mich beeindruckt.

Ich finde den Film preiswürdig.

https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.html?film_id=201911931