Von Annekatrin Hendel habe ich schon mehrere Filme gesehen („Anderson“, „Vaterlandsverräter“, „Fassbinder“), alle zeichnet aus, dass sie es schafft, Leute zum Reden zu bringen, die über das, was sie wissen will, eigentlich nicht sprechen wollen.
In diesem Film ist sie mit einer todkranken Freundin, die sie seit 35 Jahren kennt, in Ahrenshoop im „The Grand“, einem Fünf-Sterne-Hotel – daher der Titel. Sie hat sich um ein vom Hotel ausgeschriebenes Stipendium beworben, es bekommen und ihre Freundin Ines Rastig mitgenommen. Vier Wochen verbringen sie überwiegend in ihrem Hotelzimmer, allenfalls noch zum Rauchen dem Balkon mit fantastischem Blick auf die winterliche Ostsee „Heute waren wir wieder nicht draußen.“.
Ines ist nicht nur schwer krank, sie ist auch wohnunglos, hat 2 Kinder, aber keinen Kontakt zu ihnen, einen Scheidungskrieg hinter sich und ihr ganzes Leben ist schon länger ein ziemliches Desaster. Außerdem ist sie „facebook“-süchtig und das auch schon lange. Sie hat sich aus der unmittelbaren Umgebung mit ihren Forderungen quasi ins Internet zurück gezogen und „lebt“ dort, hat dort eine „Beziehung“ und das einzige, was sie in der Realität wirklich bewegt ist, wenn das Internet nicht funktioniert – und wütend wird sie, wenn Annekatrin Hendel sie mit Dingen konfrontiert. – Sympathisch finde ich sie nicht.
1965 in Ost-Berlin geboren, Künstlerin, hat sie immer in Mitte gewohnt, war schon als Kind am Friedrichstadt Palast, später Kostümbildnerin (beim Recherchieren finde ich sie bei Opern-Inszenierungen in Basel und Kiel 2003 aufgeführt), Malerin, Sängerin und Fotografin – ihre wunderbaren, eigenwilligen Fotos will ihre Annekatrin Hendel als Buch rausbringen. Laut ihrer Freundin, wurde „alles, was Ines anfässt, Kunst“.
Angekündigt war der Film als schonungsloses und humorvolles Hinterfragen … ich hatte mir darunter Gespräche zweier Freundinnen über existenielle Fragen vorgestellt und das hat mich neugierig gemacht. Existentiell ist für Ines, ob das Internet funktioniert und was ihr Freund auf facebook postet.
Ines will nichts hinterfagen. Das war für A. Hendel sicher keine einfache Zeit – auf 36 qm. Offenbar sprechen sie über die selben Themen nicht zum ersten Mal und dass sie jetzt nicht weiter insistiert, ist nachvollziehbar – das ist nicht mehr der passende Zeitpunkt, jetzt ist was anderes.
Aber sie hat ihrer Freundin einen echten Liebesdienst mit der Zeit dort erwiesen – und das Hotel dann auch: Ines durfte ihre restliche Lebenszeit bis zum Mai dort verbringen!
Bechdel-Test: volle Punktzahl! – Es gibt niemand anderen außer den beiden und den Zimmermädchen, die ab und zu kommen.
Das Interview mit Knut Elstermann und der Regisseurin gibt es hier: http://www.radioeins.de/programm/sendungen/berlinale/berlinale_nighttalk/5-sterne.html
http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201710157#tab=video25