Für den Film habe ich mich gleich beim Lesen der Beschreibung entschieden. Hier kann man inzwischen auch einen Ausschnitt sehen: http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201715194#tab=video25
Chavela Vargas wurde 1919 in Costa Rica geboren und zunächst in Mexiko, dann auch international mit Rancheras bekannt. Rancheras haben ihren Ursprung auf den Ranchen des ländlichen Mexikos, in der Regel von Männern komponiert und gesungen, geht es in ihnen vor allem um unerfüllte Liebe, Sehnsucht, Weltschmerz, Einsamkeit.
Chavela begann schon als Jugendliche öffentlich und mit zunehmendem Erfolg zu singen. Ihre markante, rauhe Stimme kann man aus Filmen von Almodóvar und der Frida Kahlo-Verfilmung kennen. Sie lebte immer lesbisch, ohne dass das benannt wurde; wie das in tradionell gestalteten Kulturen meist der Fall ist – solange man es nicht beim Namen nennt, wird man/frau in Ruhe gelassen. Trotzdem funktioniert das natürlich nicht so einfach und gar nicht ohne persönliche Konflikte. Sie trank immer mehr und schließlich nur noch. Man hielt sie allerorten für tot. Wie sie wieder „entdeckt“ wird und daraus ein fulminantes internationales feed-back macht, schließlich auch noch ein coming out mit über 80 Jahren hinlegt, zeigt dieser Film. Er zeigt auch, wie schwierig sie in Beziehungen war: leidenschaftlich, bedürftig, gewalttätig, … Sie hatte vermutlich Affären mit Frida Kahlo und Ava Gardner, verärgerte viele Männern nicht nur mit ihrem butch-mäßigen Auftreten, sondern auch damit, dass sie Verhältnisse mit deren Frauen anfing. – Dieser Dokumentarfilm mit viel wunderbarer Musik thematisiert also sowohl die Biographie einer großartigen Sängerin, als auch das Leben als Lesbe in einer Zeit und einem Land, in dem das unsagbar war
Im Bechdel-Test bekommt dieser Film volle Punktzahl! siehe auch: http://tinaundsteve.blogspot.de/2017/02/berlinale-2017.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Bechdel-Test
Dabei dreht dieser Film die üblichen Verhältnisse nicht einfach um, es kommen Männer vor und zu Wort.