Das Erste, das mir zu diesem Film einfällt ist „unmittelbar“ und „turbulent“.
Der Text im Programmheft klingt strukturierter als der Film, den ich gesehen habe, war:
Nach Jahren kehrt Ariel nach Buenos Aires zurück. Er möchte seinen Vater wiedersehen, der in Once, dem jüdischen Stadtviertel seiner Kindheit, eine gemeinnützige Stiftung gegründet und zu ehrbarem Erfolg gebracht hat. Usher versteht es jedoch, ein Treffen mit seinem Sohn hinauszuzögern, und spannt ihn stattdessen immer wieder für kleinere Gelegenheitsaufträge ein. Dabei begegnet Ariel Ushers ehrenamtlicher Mitarbeiterin Eva, die sich wie Ariel von ihrem Vater entfremdet sieht und verstummt ist. Gemeinsam blicken sie auf Vergangenes, um ihre Gegenwart zu gestalten. Evas strahlende innere Unabhängigkeit inspiriert Ariel, sich wieder mit den Gebräuchen der jüdischen Religionsgemeinschaft auseinanderzusetzen und aus den Traditionen, die ihn und seinen Vater einst entzweiten, sein bisheriges Selbstverständnis zu überdenken.
Nach El abrazo partido (Wettbewerb 2004) und Derecho de familia (Panorama 2006) begibt sich Daniel Burman erneut in das Kräftefeld von Vater und Sohn: Schwerelos und liebevoll lässt er Ariel seine alten Erwartungen allmählich verlieren und zum Mittelpunkt eines faszinierenden prallbunten Gemeinschaftssystems werden.
Der „zehnte Mann“ bezieht sich darauf, dass es für eine Beerdigung nach jüdischem Ritus zehn (Männer?) braucht und der Vater des Protagonisten immer gerufen wurde, wenn jemand fehlte. Deshalb war er oft nicht für den Sohn da. Nun kommt der Sohn selbst in diese Rolle.
Mir gefiel der Einblick in das fremde, lebhafte, mal unverständliche, mal schräge, aus Insidersicht gezeichnete Leben dieser jüdischen Gemeinde in Buenos Aires. Aber ich bekam kein Gefühl für den Protagonisten. Bis kurz vor Schluss trudelte ich mit ihm etwas peilungslos durch die Gesellschaft, den inneren Prozess, den Daniel Burman darstellen wollte, habe ich nicht mitbekommen.