Feelings are facts: The life of Yvonne Rainer

T. und ich fangen wieder mit essen und reden an.

Als wir dann recht früh zum Kino kommen, ist quasi gleich Einlass – ganz ohne Schlange, das gibt es also auch. Wir haben Zeit, zu schauen, wie sich das Kino füllt.

Aus der Berlinale-Ankündigung: “ 1966 revolutionierte Yvonne Rainer mit ihrer Performance „Trio A“ den modernen Tanz, indem sie auf radikal unspektakuläre Weise das menschliche Bewegungsrepertoire analysierte.“ Sie ist 1933 in den USA geboren, hatte mit 56 Jahren ihr coming out als Lesbe und gewann 1997 den Teddy Award (den schwul-lesbischen Filmpreis der Berlinale).

Als Ballett und Modern Dance Begeisterte waren wir gespannt. Wieder ein Film, der mit Archivaufnahmen und Interviews arbeitete, aber was für ein Unterschied zu gestern. Ob es an der Protagonistin („sie will auf keinen Fall gefällig wirken“) oder am Regisseur lag, weiß ich nicht. Es gibt ganz viel, was eigentlich sehr spannend klingt: sie entwickelte sozialpolitische Choreografien, begann mit 65 nach einer Einladung von Baryshnikov wieder auf der Bühne zu arbeiten, arbeitet mit altersgemischten Tanzgruppen,… – ich lege trotzdem immer mal wieder kleine Schlafphasen ein.

In einem ZEIT-Artikel lese ich, dass hinter ihren bewusst unspektakulären Choreografien intellektuelles Kalkül steck.- T. findet der Film hätte treffender: „Wo sind die Gefühle?“ geheißen.

Bei den Q&As wird über ihren Humor (?), Minimalismus und Strukturalismus gesprochen und als die Produzentin darüber referiert, dass alles Tanz ist, auch wenn sie dort einfach steht, widerspricht T. und ich gebe ihr auch hier Recht. Wenn alles Tanz ist, ist auch alles Nicht-Tanz und ich falle gleich wieder Trance.

Draußen scheint die Sonne über dem Potsdamer Platz und ein Hauch von Frühling liegt in der Luft.