Ostersonntag
Es schneit.
Da wir ab jetzt die Havel als Kanal befahren, sind wir weniger dem Wind ausgesetzt als auf der breiten Berliner Havel und es ist wirklich weniger fies als gestern. Wir sind bescheiden geworden und irgendwie macht es auch mir heute wieder Spaß.
Allerdings kommen wir nicht weit. Mitten auf der schmalen Havel, auf der uns schon ein paar Frachtkähne entgegen kamen, macht der Motor noch kurz „pötpöt“ und geht dann aus, aber nicht mehr an. Am Tank liegt es diesmal nicht. Wir trudeln steuerlos im Schneetreiben. Das ist hier eine ganz ungünstige Stelle.
Was nun? – Da naht von hinten ein anderes Bunbo. Wir schöpfen Hoffnung, ohne richtig klar zu haben, was die Lösung sein könnte. Die anderen verlangsamen und fragen, was los ist. Richtig helfen können sie aber nicht, denn der Bootsführer sitzt im Rollstuhl und sie sind nur zu zweit. Super! Zu viele Behinderte für eine Hilfsaktion. Sie fahren weiter. Wir versuchen Verschiedenes und finden unsere Situation unnötig aufregend.
Stefan ruft den Vermieter an (immerhin haben wir hier Empfang!). Wir bekommen viele gute Ratschläge, das meiste haben wir schon ein paar Male versucht, nichts hilft.
Da kommt das dritte (und letzte!) Bunbo, das unterwegs ist. Die Rettung: Anke und Kai schleppen uns ab!
Das geschieht bei dieser Art von Booten, indem man sich möglichst nah seitlich verbindet – und damit hier fast den ganzen Kanal ausfüllt. Aber nun kommen wir aus der Klemme und der Lehnitzsee ist nicht mehr weit. Eine eventuelle Hilfe muss ja auch die Chance haben, uns zu erreichen und kann schlecht übers Wasser laufen.
Unsere Retter hatten sich schon vorher in der Marina am Lehnitzsee zum Wasser tanken angemeldet, so dass die Segler dort auf ein Hausboot vorbereitet sind, aber nun kommen gleich zwei. Die Begeisterung über das Bunbo-Päckchen hält sich in Grenzen, aber letztlich sind alle hilfsbereit und freundlich. Wir dürfen bis auf Weiteres hier bei Lubea Yachthafen liegen bleiben, die anderen setzen ihre Fahrt nach Kurzem fort.
Doch wie geht es weiter? Stefan telefoniert zum x-ten Mal mit dem Stationstechniker, der sich seinen Ostersonntag auch anders vorgestellt hatte, sich aber doch auf den Weg zu uns macht. Das dauert. Ich nutze die Zeit, um zum ersten Mal hier zu duschen, „verprasse“ die dafür vorhandenen 10 Liter und fühle mich doch hinterher besser.
Stefan räumt auf.
Irgendwann kommen zwei Mitarbeiter der Verleihstation aus den Tiefen Brandenburgs und suchen die Ursache unseres Dilemmas. Schließlich wird ein Problem mit der Zündkerzenabdeckung als Ursache identifiziert, behoben und wir können unseren Weg fortsetzen. Ungefähr 500 Meter dauert es bis der Motor wieder ausgeht. Aber jetzt wissen wir, woran es liegt und Stefan löst das Ganze, indem er ein Stück meiner schönen grünen Osterservietten so plaziert, dass die Abdeckung bleibt, wo sie hingehört und nicht mehr durch die Vibration losgerüttelt wird!
Ich bin beeindruckt und begeistert.
Endlich geht es weiter!
Es schneit und sieht dabei sehr malerisch aus.
Damit es nicht zu langweilig wird, hält Stefan noch eine Überraschung bereit. Während ich drinnen bin, räumt er das Deck weiter auf. Als ich aus der Toilette komme, sehe ich uns gerade noch aufs Ufer zufahren und dann rumst es schon – wir sitzen fest. Das Aufräumen nahm alle Aufmerksamkeit in Anspruch.
Wir lösen das wie gewohnt und bewährt: Mit Ruhe, Nachdenken und Kreativität. Schließlich kommen wir wieder los und beschließen, dass wir für heute genug Abenteuer hatten. Es liegen noch zwei Schleusen vor uns – das ist inzwischen Kinderkram für uns!
Schleuse Lehnitz, Fallhöhe 5,65 m
Schleuse Liebenwalde, Fallhöhe 2 Meter
Nach der Schleuse Liebenwalde legen wir uns zu den anderen Bunbos und erholen uns von dem aufregenden Tag.