Jonathan

Eine großartige Crew und ein wuseliger Regisseur (Piotr J. Lewandowski), der stellenweise den Überblick zu verlieren drohte, erzählen, was es für einem jungen Mann (Jonathan /Jannis Niewöhner) emotional bedeutet, wenn Wichtiges verheimlicht wird.

Sein Vater Burghart (André M. Hennicke), der schwer krebskrankt ist und im Sterben liegt, spricht wenig. Die Schwester des Vaters (Barbara Auer), die auf dem selben (runtergekommenen) Bauernhof lebt auch, dafür trinkt sie viel. Jonathan kümmert sich um seinen Vater, der mit seiner Hinfälligkeit hadert und die liebevollen Bemühungen des Sohnes sabotiert und selbst angesichts seines nahenden Todes Jonathans Fragen nach einer Mutter nicht beantwortet. Dann taucht Ron (Thomas Sarbacher) auf und es stellt sich raus, dass Ron und BBurghart vor langer Zeit einander die große Liebe waren.

Nachdem Ron aufgetaucht ist, geht es Burghart zeitweilig besser. Der Familie passt es gar nicht, dass Ron bleibt und wie liebevoll die beiden Männer miteinander sind (sehr überzeugend und intensiv: Thomas Sarbacher). Jonathan beißt sich fest an seiner Wut über diese Liebe, die Geheimnisse um seine Mutter und den drohenden Verlust seines störrischen Vaters.

Im Sterbeprozess verdichtet sich alles. Burghart kann sein Schweigen aufgeben, offene Gestalten werden geschlossen, Jonathan kann sich von ihm verabschieden und schließlich sein eigenes Leben in die Hand nehmen.

Ein Problem – zuviele Nebenschauplätze:
zuviele Ameisen im Wald, flatternde Schmetterlinge in Spinnennetzen, Heuschrecken auf Gardinenstangen, bedeutungsvolle Lichtstrahlen im Wald, unstimmige Teile der Liebesgeschichte zwischen Jonathan und der Krankenpflegerin, Verwirrung bezüglich der Locations – das haute vorne und hinten nicht hin, mal spielte es im Schwarzwald, dann waren die Protagonisten an der Nordsee (was den filmfördernden Bundesländern geschuldet war, aber genervt hat), Handlungsstränge, die ins Leere liefen…

Ich fand vor allem die beiden, die Burghart und Ron gespielt haben, sehr beeindruckend und glaubwürdig. Super: Barbara Auer als versoffene, betende Bäuerin!

Schade, dass der Regisseur zu viel in den Film gepackt hat. Bei den Q&A sagte er, dass sein Vater beim polnischen Militär war, was ein neues Licht auf einige der Nebenaspekte warf.

Trotzdem – Ch. und ich waren uns einig: den Film nochmal schneiden und weniger Metaphern auf das Leben an sich, dann wird er besser.

Er soll im Mai/Juni in die Kinos kommen und ansehen lohnt sich.