Wieland Speck kündigt die Deutschlandpremiere dieses norwegischen Films mit internationaler Besetzung im Panorama an. http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201714102#tab=filmStills
Mich interessiert der Film, weil ich vor einiger Zeit von V. ein Buch geschenkt bekam, das mich gefesselt hat und neben der Familiengeschichte erzählt, welche Krise der norwegische König und die Regierung in Abwehr einer faschistischen, norwegischen Regierung um Vidkun Quisling durchmachten. Unbedingt lesenswert: http://www.dumont-buchverlag.de/buch/tb-crott-erzaehl-es-niemandem-9783832162306/
A. ergänzt noch, dass dieses Buch gerade als Film erschienen ist: http://www.realfictionfilme.de/filme/erzaehl-es-niemandem/index.php
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Es beginnt mit Filmausschnitten von 1905, als nämlich der erste demokratisch gewählte König in Norwegen ankommt. (Norwegen hatte sich von Schweden unabhängig gemacht; um das zu sichern, brauchten sie einen Monarchen, kuckten sich den dänischen Prinzen Christian aus, der unter der Bedingung annahm, dass in einer Volksabstimmung geklärt wird, ob die Norweger damit einverstanden sind.)
35 Jahre später sieht man einen alten Mann (König Haakon VII.) im Schnee mit seinen Enkelkindern in einem Park spielen.
Als nächstes sind wir an der norwegischen Küste, wo ein General Kriegsschiffe zunächst unklarer Herkunft (die Engländer, Russen, Deutschen?) beobachtet, bis sich rausstellt, die deutsche Wehrmacht greift das neutrale Norwegen ohne Kriegserklärung an.
Dritter Angelpunkt ist die deutsche Gesandtschaft in Oslo, in der der Gesandte Curt Bräuer von dem Überfall genauso überrascht wird, wie die Norweger. Er hatte sich diesen Posten gesucht, weil er hoffte, sein neu geborenes Kind in einem friedlichen Land aufwachsen lassen zu können.
Hals über Kopf flieht die Königsfamilie (Haakon, sein Sohn Olav, dessen Frau Märthe und deren drei Kinder) mitsamt der Regierung und einigen norwegischen Abgeordneten aus Olso und widersetzen sich damit den Bestrebungen Hitlers, den Faschistenführer Quisling als Ministerpräsidenten einzusetzen.
Dieser König fühlt sich den Norwegern und seinem Gewissen verpflichtet. Er trifft seine Entscheidungen aus dieser Haltung heraus, was ihm nicht den Konflikt erspart, damit das Land in einen ungewollten Kriegszustand zu führen. Der Film macht diesen Konflikt deutlich, zeigt das Ringen des Königs, seines Sohnes und der Regierung um die „beste“ Lösung; sie sind sich nicht unbedingt darüber einig, worin die besteht.
Mit den erwähnten drei Erzählsträngen geht es spannend weiter. Ein sehenswerter Film über Würde, Menschlichkeit, Aufrichtigkeit (und jeweils das Gegenteil) und das Bemühen, unter erdrückenden Umständen, eine Lösung zu finden, die mit der eigenen Ethik im Einklang steht.

Aus den Q&A und der Pressekonferenz:
Es wurde reichlich und gründlich recherchiert. Die handelnden Personen gab es alle, sogar den jungen norwegischen Soldaten Seeberg, der beispielhaft gezeigt wird und mit über 90 Jahren als Zuschauer an den Dreharbeiten teil nahm.
Auf Intitiative der aktuellen Königsfamilie gab es ein openair-screening vor über 10.000 Leuten (bei schönstem norwegischen Wetter: http://www.theroyalforums.com/60100-norwegian-royals-attend-screening-kongens-nei-jubilee-park/) – inclusive der Königsfamilie -, die ihn aus Anlass ihres 25jährigen Kronjubiläums, zum ersten Mal sah.
Auch bemerkenswert:
Auf der Pressekonferenz stellt ein aus Eritrea stammender Journalist viele interessante Fragen und drückt seine Verbundenheit mit Norwegen aus. http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201714102#tab=video10