Lychen bis Berlin

Während des Gewitters und des heftigen Windes hat sich das Boot gedreht und wurde in die Schilfstoppel gedrückt, aber die Anker verhinderten, dass wir auf den See rausgetrieben wurden. 
Jetzt ist es wieder kalt und wir sind dankbar über das schöne Wetter am gestrigen Tag. 


Ein letzter Blick über den See und dann geben wir das Boot an der Station ab.

B. und C. holen uns ab und haben auf der Fahrt aus Hamburg auch schon einiges erlebt (Betrunkene Autofahrer am Donnerstagvormittag und die unendlichen Weiten der Priegnitz).
Stefan und ich haben noch nicht gefrühstückt und zu viert kehren wir ausgiebig  in der Kunstpause http://kunstpause-lychen.de/ ein, einer überzeugenden kulinarischen Überraschung.

Um noch zusammen etwas Interessantes zu unternehmen, haben wir im Vorfeld (als wir mal gerade Internet-Zugang hatten) in Erfahrung gebracht, was es in Lychen Sehenswertes gibt und als erstes eine Führung im Flößereimuseum angemeldet. http://www.floesserverein-lychen.de/das-floessereimuseum.html

Das Museum ist in der alten Feuerwache untergebracht und wir werden schon erwartet.

Ohne die engagierte Führung von Frau Mathes hätten wir kaum verstanden, was wir sehen. In etwas mehr als einer Stunde erfahren wir, was es bedeutete, Flößer zu sein, wie das mit dem Flößen ging und dass es heute auch nicht so einfach ist in Lychen. Sie hat zunächst als 1-€-Jobberin im Museum gearbeitet, nun ist diese Stelle auch noch gestrichen worden und sie erklärt uns alles “ehrenamtlich”.

Im Museum gab es einen veritablen Wasserschaden, so dass das Modell ohne Wasser ist und man hauptsächlich die Handwerkerarbeiten sieht.

Als weiterer kultureller Höhepunkt entpuppt sich der Besuch im Atelier der Keramikerin Michaela Ambellan. Sie freut sich offenkundig über unser Interesse und erklärt uns die unterschiedlichen experimentellen Techniken, wie Rakubrand, Krakelee und dem Polieren der keramischen Oberflächen, was zu erstaunlichen Effekten führt. Die gegenständlichen, fast ins Abstrakte gehenden Frauenfiguren mit den Rissen, Sprüngen, glatten und rauhen Oberflächen gefallen mir außerordentlich gut. https://www.keramikatelier-ambellan.de/

Auf dem Weg zurück nach Berlin zeigen uns B. und C. noch eine echte Rarität: die kleine, blaue Kirche in Alt-Placht. Sie wurde um 1700 von hugenottischen Flüchtlingen gebaut, verfiel Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts und wurde während der Wendezeit “von Menschen aus Ost und West” buchstäblich aus den den verfallenen Resten rekonstruiert. Erbaut wurde sie im Stil nordfranzösischer Fachwerkbauten, also völlig ungewöhnlich für die hiesige Gegend, genauso wie die Farbgebung.
http://www.kirchlein-im-grünen.de/geschichte.html


Sie ist von 500 Jahre alten Linden umgeben, was in ein paar Wochen sicher noch beeindruckender aussieht.

Dann fahren wir zurück nach Berlin, wo wir gegen Abend zufrieden ankommen. 

Zu meiner Entspannung trug auch bei, dass wir die Woche über kein Internet hatten und nicht zu erreichen waren. 

Doch zu Hause gibt es auch kein Internet und selbst das Telefon gibt keinen Mucks von sich. Das ist jetzt gar nicht mehr entspannend, sondern ziemlich blöd. 
Meinen ersten Tag zu Hause verbringe ich damit, den Router aus dem Paket-Shop abzuholen, wo der DHL-Bote offenkundig die Router mindestens aller Mitbewohner unseres Hauses ohne Umweg über die Adressaten abgegeben hat, die alten Anschlüsse abzubauen und die Umstellung auf Voice over IP zu bewerkstelligen – was am Ende im x-ten Anlauf mit der Hilfe meiner Nachbarin gelingt; wir beide wissen aber nicht, was es letztlich zum Laufen gebracht hat.

Egal, – ich kann wieder mit der Welt in Kontakt treten und z. B. dies hier bloggen.