Von dieser Berlinale habe ich weniger mitbekommen als in anderen Jahren. Deshalb bin ich auch relativ leidenschaftslos, was die Preise betrifft. Ich freue mich aber, dass Ruth Beckermanns „Favoriten“ den Friedensfilmpreis bekommen hat.
Ich sehe mir die Preisverleihung an und bin zunehmend fassungslos.
Während Mariette Rissenbeek noch die Hamas auffordert, die verbliebenen Geiseln freizulassen, die israelische Regierung bittet, das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung zu lindern und einen baldigen Frieden zu ermöglichen, gibt es im weiteren Verlauf ausschließlich propalästinensische Statements, Preisträger mit Palästinensertüchern überm Anzug auf der Bühne, keine andere Stimme, schon gar keinen Widerspruch, dafür aber Applaus und erhobene Fäuste im Publikum. – Was ist das los? – Zum Fremdschämen ist es, als dann auch noch die junge Jurorin, deren Namen ich nicht mehr weiß, nach ihrer kurzen Rede auch schnell noch ihre Faust heben muss – wie um zu sagen, sie gehöre auch in den Club.
Auch sonst ist es merkwürdig. Der Preisträger des Films „Pepe“ (das in 3 Sprachen redende Nilpferd) wundert sich, dass er überhaupt einladen wurde. Es gipfelt darin, dass der koreanische Filmemacher Hong Sangsoo, der für „A Traveler’s Needs“ den großen Preis der Jury bekam, sichtlich irritert und sonst sprachlos meint: „Ich weiß nicht, was ihr in meinem Film gesehen habt.“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.