Der Film beginnt 1943 in Paris, Django Reinhardt und seine Combo geben ein Konzert – im Publikum erkennt man, dass die meisten Männer deutsche Uniformen tragen. Eingeblendet ein Hinweisschild „Tanzen verboten!“. Nachdem erst alle wie die Stockfische in den Rängen saßen, swingen bald, mitgerissen durch die Musik, die immer schneller wird, zunehmend Männer und Frauen aus dem Publikum mit.
Wir sehen ein „Biopic“ – Definition laut Wikipedia: „In einem Biopic muss nicht die Lebensgeschichte einer realen Person von der Geburt bis zum Tod erzählt werden, es genügt vielmehr, dass ein oder mehrere Lebensabschnitte zu einem filmischen Ganzen dramaturgisch verknüpft werden. Ein zentrales Kriterium des Biopics ist die Nennung des Namens der realen Person. Meistens wird im Biopic vorausgesetzt, dass die dargestellte Person gesellschaftliche Relevanz besitzt.“ Gut, dass ich das nachgeschlagen habe, denn ich war nach dem Film enttäuscht als ich las, dass Teile der realen Biographie Django Reinhardts sich so nicht abgespielt haben, dass es eine der Hauptpersonen des Films so gar nicht gab (die Figur der Louise).
Auch wenn der Film „Django“ heißt und er die zentrale Figur ist, geht es viel mehr um die Verfolgung von Sinti und Roma und um den Konflikt, den der reale D. Reinhardt wohl auch hatte – was macht er mit seiner Musik und seinem Leben unter der Herrschaft der (Nazi)Deutschen, die ihn bejubeln, aber auch bevormunden – und instrumentalisieren? – wollen.
Das drückt sich in bizarren Forderungen derjenigen aus, die ihn für eine Deutschlandtournee verpflichten wollen, wie „nicht mehr als 20% synkopiert, vorwiegend in Dur-Tonarten, keine Bluesnoten“, etc. Das kam mir reichlich absurd vor und soll vermutlich dafür stehen, wie sehr er begrenzt werden sollte – und die Ambivalenz der Nazi in ihrem Verhältnis zum Jazz.
Er entzieht sich den Forderungen und der Tournee, was seine Situation und die seiner Familien nicht einfacher macht. Den Rest will ich nicht verraten.
Beeindruckend: Er hatte Verbrennungen an der linken Hand und in deren Folge Vernarbungen, die die Beweglichkeit seiner Fingern so massiv eingeschränkt haben, dass er sich eigene Techniken für die Gitarre erarbeiten musste.
Mich hat der Film eingenommen, mitgenommen im wahrsten Sinne des Wortes, auch wenn ich jetzt einiges kritisiere.
Die Musik ist großartig, die Bilder eindrucksvoll die Schnitte und viele Perspektiven ungewöhnlich (und auch überstrapaziert), die Verdeutlichung des Schicksal der Sinti und Roma ergreifend und empörend (zumal das ja nicht zu Ende ist). Der Film, den wir sahen, hätte mir ohne die erdachten (irgendwie auch ärgerlichen) Zutaten besser gefallen.
Als ich im Nachgang nach weiteren Informationen über ihn im Netz suche, finde ich nicht so viel, wie ich erwartet hätte, dafür, dass ich seine Musik schon aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. –
Jetzt würde ich gerne mehr über ihn wissen. Das echte Leben Django Reinhardts ist ganz bestimmt eine eigene Verfilmung wert.
Django
